Fast jede zweite Mutter in Teilzeit würde ihre Arbeitszeit erhöhen – wenn die betrieblichen Rahmenbedingungen stimmen. Dies ist eines der Ergebnisse der neuen Expertise der Prognos AG „Mehr ist möglich!“, vorgestellt von Dr. David Juncke auf dem Unternehmenstag 2025 des Unternehmensnetzwerkes Erfolgsfaktor Familie.
Die Befragung von über 1500 teilzeitbeschäftigten Müttern ergab, dass unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nur 17 Prozent von ihnen bereit wären, ihre Arbeitszeit auszuweiten. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Bei besseren Umständen wäre fast jede zweite Mutter bereit, mehr zu arbeiten (45 Prozent). Dies entspricht einem Potenzial von rund 14 Millionen zusätzlichen Wochenstunden bzw. etwa 350.000 zusätzlichen Vollzeitäquivalenten.
Was können Unternehmen tun, um dieses Potential zu heben? Welche betrieblichen Bedingungen wünschen sich Mütter konkret?
Juncke nennt fünf zentrale Stellschrauben, die sich aus der Befragung der Studienteilnehmerinnen ergeben.
- Eine möglichst große Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung der Einzelnen ist den Frauen besonders wichtig. Das bedeutet auch die Möglichkeit, die Arbeitszeit unterbrechen zu können, um beispielsweise ein Kind aus der Kita abzuholen. Überraschend: Sechs von zehn Mütter wünschen sich eine mehrmonatige Arbeitszeiterhöhung auf Probe mit der Option, die Arbeitszeit danach – wenn gewünscht – wieder reduzieren zu können. Diese unverbindliche Probephase würde die Hemmschwelle, sich auf mehr Arbeitzeit einzulassen, verringern. Mütter und Unternehmen können Erfahrungen sammeln und Anpassungen vornehmen.
- Eine finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung durch den Arbeitgeber/die Arbeitgeberin ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium, das Mütter zur Übernahme von mehr Arbeitsstunden veranlassen würde.
- Führungskräfte, die aktive Vorbilder sind und wirklich selbstverständlich Rücksicht nehmen auf familiäre Verpflichtungen, sind für viele Mütter eine Bedingung, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Nur 13 Prozent der befragten Frauen geben an, dass ihre Führungskräfte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorleben.
- Auch Frauen, die in Teilzeit arbeiten, wollen sich weiterentwickeln und Karriere machen. Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten bremsen die Motivation, mehr zu arbeiten, in vielen Fällen aus. Mit der Aussicht auf Entwicklungsperspektiven würden sich viele Mütter zu einer höheren Arbeitszeit motivieren lassen.
- Noch eine überraschende Erkenntnis der Expertise: Nur 4 Prozent der befragten Mütter wurden von ihrem Arbeitgeber/ihrer Arbeitgeberin schon einmal auf eine Arbeitszeiterhöhung angesprochen. Aber 38 Prozent wären bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, wenn sie aktiv darauf angesprochen würden. Auch hier liegt also ein ungeheures Potential allein durch Gespräche und schlichte Nachfrage.
Weitere praktische Tipps und Handlungsempfehlungen finden Sie in der Expertise.