Mentoring als Resonanzraum: Wenn KMU und Frauen mit Fluchtgeschichte einander bereichern

Gastbeitrag: Viola Kelb ist Prozessbegleiterin unseres Mentoring-Programms für qualifizierte geflüchtete Frauen MENTEGRA und hier unsere Gastautorin.

Gebe ich Mentoring in die Suchmaschine ein, so erklärt sie mir dies als eine „persönliche Beziehung, bei der eine erfahrene Person (Mentor*in) ihr Wissen an eine weniger erfahrene Person (Mentee) weitergibt“. „Im Kern korrekt“, denke ich mir. Und trotzdem klingt es irgendwie nach Einbahnstraße.

Nach drei Jahren Prozessbegleitung im Programm „MENTEGRA – dem Mentoring-Programm für qualifizierte geflüchtete Frauen“, sehe ich in diesem Programm viel mehr als einseitige Unterstützung. Es ist ein Resonanzraum. In MENTEGRA treffen kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die oft händeringend Fachkräfte suchen, auf geflüchtete Frauen, die trotz hoher Qualifikation kaum Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Zwei Systeme, zwei Herausforderungen – und die Chance, voneinander zu lernen und Ressourcen zu teilen.

Die Mentor*innen aus KMU geben Einblicke in Bewerbungsprozesse, Unternehmenskulturen und Netzwerke. Sie begleiten die Mentees ein Stück ihres Weges und lernen Strukturen wie Jobcenter, Berufsanerkennungsverfahren und Sprachförderung kennen. Die Mentees teilen ihre internationalen Perspektiven und ihren „Außen-Blick“ auf unsere formalen und informellen Abläufe und auf strukturelle Hürden, die den Weg in den Arbeitsmarkt erschweren. Dieser Austausch verändert beide Seiten: Unternehmen lernen über die Bedarfe von Fachkräften mit Fluchtgeschichte und das Potenzial von Diversität, während die Frauen Informationen und Zugänge zu Netzwerken bekommen, die ihnen bisher verschlossen geblieben sind.

Durch das Teilen verschiedener Perspektiven entsteht ein Resonanzraum, der durch erhöhte Innovation und Produktivität geprägt ist. Die Unternehmen öffnen sich einer Zielgruppe, die großes Potenzial hat. Geflüchtete Frauen erfahren Wertschätzung für ihre Fähigkeiten. Gemeinsam entwickeln sich neue Bilder von Zusammenarbeit, am Horizont entstehen neue Möglichkeiten. Eine Teilnehmerin bringt es so auf den Punkt: „MENTEGRA ist für mich ein Wendepunkt, weil ich hier nicht als geflüchtete Person, sondern als qualifizierte Person betrachtet werde.“

So passiert im Mentoring viel mehr als Matching zwischen engagierten Ehrenamtlichen und Menschen auf Jobsuche. Für mich zeigt dieses Programm eindrucksvoll: Systeme mit all ihren Selbst- und Fremdbildern verändern sich, wenn sie ihre Ressourcen teilen. Und damit beginnt echte Ko-Kreation – in Unternehmen, in Karrieren, in unserer Gesellschaft.

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